Am 21. als auch am 28. März sind Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien und das Anton Proksch Institut zusammengekommen. Grund war das gemeinsame Projekt „FREIZEIT SUCHT KUNST – Trilogie im Leben“, welches durch den Kulturtransfair IX ermöglicht wurde. Eine sinnstiftende Neu- bzw. Umgestaltung der Freizeit als Gegengewicht zum früheren Suchtverhalten soll erlebbar gemacht werden. Patient_innen der „Gruppe zur Freizeitgestaltung“ können so Kunst und Museumsbesuche (wieder) als Ressourcen wahrnehmen.

Ziel des ersten Treffens am 21. März im Anton Proksch Institut war es, einander kennenzulernen, Erwartungshaltungen abzutasten und sich den Themen „Museum“ und „Hieronymus Bosch“ anzunähern. Was ist ein Museum? Wer geht ins Museum? Wozu geht man ins Museum? Und wer war eigentlich dieser Hieronymus Bosch, der durch seltsame Mischwesen, Dämonen, Monster – eingebettet im Kontext vergangener Moralvorstellungen – die europäische Kunstwelt des Spätmittelalters unsicher gemacht hat? Letztendlich entstand eine spannende Diskussionsrunde über Religion, Kirche, Gesellschaft und deren Ambivalenz und oft denkwürdigen Entwicklungen in der Vergangenheit und Gegenwart.

Zum zweiten Termin am 28. März traf man sich in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien, derzeit zu Gast im Theatermuseum. Nach einer langen Anreise der Freizeitgruppe des Anton Proksch Instituts versammelten wir uns vor dem Weltgerichts-Triptychon von Hieronymus Bosch. Das Altarbild wurde von allen Seiten aus begutachtet, beschrieben, gedeutet. Der Fokus lag dabei auf Boschs legendärer Bildsprache und auf den Bestrafungen der Sieben Todsünden, die in dem Werk behandelt werden. Wenn der Künstler damals aktuelle Ängste, Themen und Fragestellungen der Menschen visualisierte – welche Umstände und Kritik könnten wir in der Gegenwart verbildlichen? Ein Vergleich mit der Malerei von Maria Legat, österreichische und zeitgenössische Künstlerin, deren Arbeit derzeit dem Weltgericht Boschs gegenübergestellt wird, ließen Begriffe wie „Klimawandel“, „Umwelt“, „Flucht“, „Krieg“, „Feminismus“,… auftauchen.

Nach einer Pause ging es zum Abschluss darum, den Teilnehmer_innen die Möglichkeit zu geben, den Rest der Sammlung der Gemäldegalerie auf eigene Faust zu erkunden. Aufgabe war es, sich ein Ausstellungsobjekt auszusuchen. Welches Gemälde spricht mich an und „springt mir ins Auge“? Und warum tut es das eigentlich? Ist es das dargestellte Thema, die Malweise, die Farbe? Finde ich es schön oder gar abstoßend? Was löst das Werk in mir aus?

Antworten auf diese Fragen konnten die Patient_innen notizhaft festhalten: ein Schreibheft, ausgehändigt zu Beginn der Exkursion, hat sie schon die ganze Zeit begleitet – um Gedanken und Beobachtungen zu formulieren; allgemeine Begriffe oder persönliche Assoziationen niederzuschreiben oder zu -zeichnen; letztendlich, um sich mit visuellen Eindrücken auf verschiedene Arten auseinanderzusetzen.

Bei einem dritten Treffen soll es zu einer kreativen Auseinandersetzung im Rahmen der Gruppe zur Freizeitgestaltung kommen. Gemeinsam wollen wir auf das Gesehene reagieren und unsere Erfahrung und Wahrnehmung in etwas Haptisches und Kunstvolles umwandeln – mehr dazu gibt es in Kürze!