Mit viel Engagement und einem geschärften Blick für Bildsprache ging das Fotoprojekt zwischen dem Arbeitskreis NOAH und Fotomuseum WestLicht im Mai in die nächste Phase: Gemeinsam haben sich die Kunstvermittlerinnen und Betreuer:innen mit den Jugendlichen auf mehrere Photowalks begeben, bei denen die analogen Kameras zum Einsatz kamen. Dabei wurden zahlreiche Filmrollen fotografiert und vertraute Orte oft aus neuen Blickwinkeln erkundet.
Im Mittelpunkt standen nicht nur die Motivsuche und die Wahl des passenden Bildausschnitts, sondern auch der technische Umgang mit den Kameras. Eignet sich Hoch- oder Querformat besser für das jeweilige Fotomotiv, was passiert, wenn gegen eine Lichtquelle fotografiert wird? Und wann ist es ratsam, die Kamera ruhig abzustützen anstatt schnell aus der Hüfte heraus den Auslöser zu drücke? Mit jedem Workshop wuchs die Sicherheit der Jugendlichen im analogen Fotografieren. Während der gemeinsamen Touren entwickelten sich in Gesprächen individuelle Schwerpunkte. So entstanden persönliche Themen und Ideen für sogenannte „Anker“-Orte, die zunächst in der größeren Gruppe, später auch kleineren Teams besucht wurden.
Ein zentraler Ausgangspunkt war der NOAH „Hafen“ – ein offener Treffpunkt und Aufenthaltsraum im 15. Bezirk, der Jugendlichen eine niedrigschwellige Tagesstruktur ermöglicht. Von dort führten die Wege vor allem in die grüne Umgebung der Schmelz, aber auch zum Wiener Westbahnhof. Eine wichtige Übung jedes Photowalks war das genaue Hinsehen: Die Jugendlichen haben versucht ihre Aufmerksamkeit auf Motive und Momente zu richten, mit denen sich eine Idee auch symbolisch oder künstlerisch ausdrücken lässt. Eine kleine Hilfestellung vermittelte ein Fotobingo, das mit mehrfach interpretierbaren Begriffen wie „Platz“ oder „Miteinander“ spielerisch zur Spurensuche einlud. Die fotografischen Erzählungen, die dabei entstanden, sind vielseitig – sie reichen von eingezäunter und unberührter Natur über Licht- und Schattenspiele in der Architektur bis hin zur sensiblen Annäherung an soziale Themen wie Obdach- und Wohnungslosigkeit.



