Letztens besuchten wir das Magdas Hotel und die VinziRast mittendrin. Der Wunsch kam von der Gruppe, denn sie wollten erfahren, wie man in der Stadt noch wohnen könnte. Zusätzlicher Punkt: der soziale Aspekt, dass Flüchtlinge arbeiten dürfen und gleich eingelernt werden und Obdachlose mit StudentInnen zusammenwohnen, machte die Gruppe neugierig.
Erste Station war das ehemalige Pensionstenheim, das 2015 von AllesWirdGut zu einem Hotel umgebaut wurde. Von außen deuten künstlerische Interventionen daraufhin, dass bei diesem Projekt Vorurteilsbekämpfung und Gastfreundschaft im Vordergrund stehen. An der Rezeption begrüßt uns offen und freundlich Nicole delle Krath, die für die Kommunikation im Hotel zuständig ist. Wir fühlen uns wohl und angesprochen von der „guten Seele des Hauses“, wie Herr Wendt sie im Nachhinein nennt.

Während Nicole delle Krath uns die Türen zu einigen Zimmern und Suiten öffnet, öffneten sich bei der Gruppe Augen und Ohren. Hier kann man sehen, wie aus der Not eine Tugend gemacht wurde und wie Mittellosigkeit auch zu Kreativität anregen kann: entzweite Stühle ergeben hier zwei Nachtkästchen. Eine Hutablage aus einem ÖBB Zug möbliert ein Vorzimmer, die Pensionistenheim-Türen horizontal gehängt und mit Spiegeln versehen ergeben in der Kantine charmante Raumelemente, alte Spinde sind zu Tischen für das Frühstücksbuffet umgenutzt. Alle schmunzeln und staunen.

Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, nehmen wir einen Kaffee im Garten ein. Die Gruppe fühlte sich sichtlich wohl. Frau W. ist entzückt vom schönen gelben Teppich in einem der Zimmer, die wir gesehen haben. Einen entzweiten Stuhl als Nachtkästchen möchte sie lieber nicht. Herrn P. gefällt es in seiner Gemeindebauwohnung, in der er seit langem wohnt. Er würde aber auch gern einmal in einer WG wohnen. Vorzugsweise mit Frauen, denn das Machtgehabe von Männern geht im auf die Nerven. Herr Wendt wartet immer noch auf eine Wohnung.

Es beginnt ein Gespräch über Entlohnung und Arbeit. Viele der Ideen sind aus der Vorgabe entstanden, wenig Geld zu kosten. Also wurde viel Energie in Lösungen aufgewendet, die allerdings auch Geld kosten, wenn man genau darüber nachdenkt. Alle sind sich einig, Kreativität ist viel Wert, manchmal mehr Wert als Geld. Die viele Zeit und Aufmerksamkeit, die hier im Detail steckt, ist unbezahlbar.

Auch den BetreuerInnen gefällt es hier. Eine erzählt, dass sie selbst – obwohl Wienerin –  ab und zu im Hotel eincheckt. Mitten in Wien, wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt oder eben einfach so aus Spaß. Es ist angenehm, woanders aufzuwachen, den Arbeitsweg aus einem anderen Bezirk anzutreten, als wäre man selbst Gast in der eigenen Stadt, sagt sie. Einige am Tisch sehen das anders. Bitte nicht woanders aufwachen, sagen sie. Ich vermute laut, dass es sich von einem sicheren Wohnort aus leichter neugierig sein lässt, den Wohnort zu wechseln, hingegen wenn man keinen sicheren Wohnort hat, möchte man lieber Sicherheit und Stabilität und immer am selben Ort aufwachen statt in der eigenen Stadt zu reisen .

Um 12:30 Uhr treffen wir Alexander Hagner, den Architekten der VinziRast mittendrin. Wir fahren mit dem Lift auf die Dachterrasse. Die Sonne scheint stark herunter. Locker und aufgeschlossen erzählt der Architekt im Kräutergarten stehend von dem Gebäude und dass es ein einzigartiges Projekt in Europa ist, denn hier wohnen zwei Gruppen zusammen, die üblicherweise nicht zusammenwohnen: Studenten und Obdachlose. Das klingt romantisch, aber selbstverständlich kostet das Mut und Arbeit und ist nicht immer nur einfach, aber so lernt man miteinander umzugehen, sagt er. Er erzählt, dass er Gemeinschaftsräume so geplant hat, dass man immer Blick auf mehrere Türen hat, sodass das Konfliktpotenzial gemindert wird, denn jeder weiß intuitiv, dass er den Raum jeden Moment auch verlassen kann. Er führt uns in den Dachausbau, zeigt uns das luxuriöse Fenster, in welches es ihnen Wert war zu investieren, denn es bietet Perspektiven nicht nur auf die Währingerstraße, sondern auch im Leben der BewohnerInnen.
Die Werkstätte gefällt allen besonders gut. Herr Wendt fragt, ob er hier auch einmal etwas bauen kann, leider geht das nicht. (Ich freue mich insgeheim über die Frage, werden wir doch nächstes Mal damit beginnen zu bauen – wenn auch kein Möbel, so doch ein 3d Modell am Computer oder mit allerlei Material.

Alle beschließen die Mittagspause an einem Tisch in der Sonne im VinziRast mittelndrin zu verbringen.