Haben wir im letzten Beitrag noch berichtet, dass die TeilnehmerInnen Van Bo Le-Mentzels Berliner Hocker aus der Hartz IV-Möbelserie gebaut haben, so ist das Projekt „Einrichten“ – ein Kooperationsprojekt des MAK und “wieder wohnen“ wohn:mobil – in der Zwischenzeit weiter vorangeschritten. Denn: Der Entwurf für die DIY-Küche ist fertig. Und er ist richtig gut geworden – wie wir finden 🙂

Aber langsam.

Wie bereits erzählt, konnten wir den jungen Designer Klemens Schillinger für das Projekt gewinnen. Seine Arbeit zeichnet sich durch materialschonende, klare und zugleich poetische Entwürfe aus. Klemens hat dann noch kurzerhand die Architektin Eldine Heep ins Boot geholt, mit der er immer wieder gemeinsam an Projekten arbeitet.

Um die Aufgabe abschätzen zu können, wurden Klemens und Eldine von uns vorab über die grundsätzlichen Erfordernisse die DIY-Küche betreffend informiert. Wir griffen dabei auf die Aussagen der TeilnehmerInnen zurück, die wir beim zweiten Termin des Projekts erhalten hatten. Die ehemals wohnungslosen Menschen berichteten uns, wie sie ihre Wohnungen eingerichtet haben und auf welche Probleme sie bei der Beschaffung gestoßen waren. Fehlende finanzielle Ressourcen hatten sich als die größte Hürde erwiesen, aber – damit zusammenhängend – auch Probleme beim Transport oder fehlendes Werkzeug wurden häufig genannt.

Im MAK haben Klemens und Eldine den TeilnehmerInnen von ihrer Arbeit erzählt und zum besseren Verständnis bereits entstandene Entwürfe hergezeigt. Anschließend ging es rasch in medias res – im Rahmen eines Design Thinking-Workshops waren die Expertisen aller Beteiligten gefragt. Diese sollten, so der Ansatz, in den DIY-Entwurf von Klemens und Eldine miteinfließen.

Wie ging der Workshop konkret vonstatten? Die TeilnehmerInnen wurden gebeten, ein Modell ihrer derzeit vorhandenen Küche zu bauen. Dazu erhielten alle TeilnehmerInnen eine Schachtel und verschiedenste Modellbaumaterialien wie kleine Schachteln, Holzklötze, Buntpapier, Balsaholz etc. Als die Modelle fertig waren, wurde jedes einzeln besprochen. Interessiert hat Klemens und Eldine etwa, was und wie oft in der Küche gekocht wird, welche positiven Erlebnisse mit der Küche in Zusammenhang stehen und vieles andere mehr.

Der nächste Termin bestand in einer Exkursion und führte die Projektbeteiligten in einen Baumarkt. Klemens, der diesen Baumarkt wie seine Westentasche kennt, zeigte den TeilnehmerInnen verschiedenste Baumaterialien, Werkstoffe und Fertigelemente. Auch beim Materialzuschnitt und beim Werkzeugverleih schaute die Gruppe vorbei.

Beim darauffolgenden Termin stellten Klemens und Eldine auf Grundlage der Informationen aus dem vorangegangenen Workshop ihren Entwurf für eine DIY-Küche vor. Von dem sich alle Beteiligten äußerst begeistert zeigten. Klemens und Eldine haben, abgestimmt auf die Raumsituation in Wiener Gemeindebauwohnungen, zwei Küchenelemente (Standardelement und Spülenelement) entworfen.

Die Korpusse der Küche bestehen aus sehr robustem Fichten-Sperrholz – eine lange Haltbarkeit war oberstes Gebot. Alles, was zum Bau benötigt wird, gibt es im Baumarkt und kann auch dort zugeschnitten werden. Zusammengebaut wird die Küche ausschließlich mittels Schraubverbindungen, weshalb an Werkzeug nichts als eine Akku-Schrauber benötigt wird. Alle Teile lassen sich auf einer Rodel transportieren, die man auch im Baumarkt ausborgen kann. Die Küche ist durch die Farbe der Arbeitsplatte und der Schiebetüren individualisierbar sowie durch einen Wandaufsatz mit mehreren Funktionen erweiterbar: Verschiedene Einsätze, etwa von Ikea, können am Wandelement eingehängt werden. Der Preis des Standardelements (Länge: 120 cm) liegt bei rund EUR 200.

An den nächsten Terminen bau(t)en wir die Küche unter Mithilfe von Reinhard Herrmann vom Verein Workstations im WUK (Werkstatt für Holz und Design). Und wir arbeiten an der Broschüre, gestaltet von der Grafikerin Martina Fischmeister, welche die Bauanleitung zur Küche und weiterführende Informationen bereithalten wird. Mehr dazu im nächsten Beitrag!